Wenn es um Koffein geht, gilt Kaffee gemeinhin als der stärkere Muntermacher - doch stimmt das wirklich? Diese weit verbreitete Annahme verdient eine genauere Betrachtung. Sowohl Kaffee als auch Tee können Ihnen Ihre tägliche Dosis Koffein liefern, doch die Mengen sind keineswegs festgelegt. Der tatsächliche Koffeingehalt hängt stark von der verwendeten Bohne oder Teesorte, der Zubereitungsart sowie der Portionsgröße ab. Auch wenn Kaffee in der Regel mehr Koffein pro Tasse enthält, gibt es Teesorten, die ähnlich stark oder sogar stärker als leichte Kaffees sein können. Die Wirkung Ihres morgendlichen Getränks ist also komplexer, als es zunächst scheint.

Kaffee oder Tee - Was enthält mehr Koffein?
In den meisten Fällen enthält eine Tasse Kaffee deutlich mehr Koffein als Tee. Ein 240-ml-Becher Filterkaffee enthält im Durchschnitt 95-200 mg Koffein, während schwarzer Tee auf etwa 25-48 mg pro Tasse kommt - also weniger als die Hälfte. Im Vergleich mit grünem Tee (nur 25-30 mg) wird der Unterschied noch deutlicher.
Koffein im Vergleich
Von 240-ml-Standardportionen zeigt den klaren Koffeingehaltvorteil von Kaffee:
Kaffee Koffeingehalt:
- Filterkaffee: 95-200 mg
- Espresso (30 ml): 63 mg
- Instantkaffee: 30-90 mg
Tee Koffeingehalt:
- Schwarzer Tee: 25-48 mg
- Oolong-Tee: 30-45 mg
- Grüner Tee: 25-30 mg
- Weißer Tee: 15-20 mg
Diese Angaben beziehen sich auf übliche Zubereitungsmethoden und handelsübliche Qualitäten. In Cafés fällt der Unterschied noch größer aus, da die Portionsgrößen oft deutlich über 240 ml liegen.
Warum Kaffee stärker wirkt
Dafür, dass Kaffee auf natürliche Weise mehr Koffein enthält als Tee, gibt es zwei Hauptgründe:
Erstens besitzen Kaffeebohnen von Natur aus mehr „Energie“ als Teeblätter. Die Teepflanze Camellia sinensis enthält in der Regel höchstens 1,4 % Koffein, während die Kaffeepflanze Coffea - je nach Sorte - zwischen 1,2 % und 2,2 % Koffein aufweist.
Zweitens führen gängige Zubereitungsmethoden beim Kaffee dazu, dass mehr Koffein extrahiert wird. Pro Tasse werden in der Regel mehr Kaffeemehl als Teeblätter verwendet. Zudem begünstigen sowohl die höhere Brühtemperatur als auch die Brühmethode die Freisetzung des Koffeins.
Einflussfaktoren auf den Koffeingehalt: Warum der Vergleich variieren kann
Obwohl Kaffee im Allgemeinen mehr Koffein enthält als Tee, können bestimmte Faktoren dieses Verhältnis deutlich verändern. Wenn Sie diese kennen, lässt sich auch besser nachvollziehen, warum Ihr morgendlicher Kaffee an manchen Tagen anders wirkt.
Pflanzenvielfalt: Robusta vs. Arabica, Schwarzer vs. Grüner Tee
Die verwendete Pflanzensorte ist ein entscheidender Unterschied:
Kaffeesorten: Robusta-Kaffee enthält etwa 2,2 % Koffein, während Arabica-Bohnen nur ca. 1,2 % enthalten. Arabica wird meist für hochwertige Kaffeespezialitäten verwendet, während Robusta - wegen seines höheren Koffeingehalts - häufig in Instantkaffee oder kräftigen Espressomischungen zum Einsatz kommt.
Teesorten: Die Art der Verarbeitung beeinflusst den Koffeingehalt erheblich. Schwarzer Tee wird vollständig oxidiert und behält dabei den Großteil des Koffeins. Grüner Tee durchläuft keine Oxidation und enthält daher weniger. Matcha gilt als besonders koffeinhaltig, da hier das ganze gemahlene Teeblatt verzehrt wird - nicht nur der Aufguss.
Brühzeit und Wassertemperatur
Auch die Zubereitungsmethode kann das typische Koffeinverhältnis umkehren:
Ziehzeit: Wird Tee statt einer Minute fünf Minuten lang gezogen, kann sich der Koffeingehalt nahezu verdoppeln. Ein Schwarztee mit langer Ziehzeit kann somit mehr Koffein enthalten als ein schwach gebrühter Kaffee.
Wassertemperatur: Höhere Temperaturen fördern die Koffeinextraktion. Kaffee wird typischerweise bei nahezu kochendem Wasser (93-100 °C) gebrüht, während grüner Tee häufig bei niedrigeren Temperaturen (etwa 70-80 °C) aufgegossen wird - was die Koffeinmenge reduziert.
Kaffee-Wasser-Verhältnis: Verwenden Sie mehr Kaffeepulver oder Teeblätter pro Tasse, steigt die Koffeinkonzentration entsprechend. Ein besonders starker Tee mit der doppelten Blattmenge kann so einen schwachen Kaffee übertreffen.
Brühgeräte: Espressomaschinen nutzen Druck, um innerhalb kürzester Zeit eine hochkonzentrierte Koffeinlösung zu extrahieren. Filterkaffeemaschinen hingegen arbeiten mit längerer Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffeemehl. Deshalb enthält Espresso mehr Koffein pro Milliliter, aber insgesamt weniger Koffein pro Portion als herkömmlicher Filterkaffee.
Portionsgröße: Ein weiterer entscheidender Faktor
Auch die Größe der Tasse hat einen deutlichen Einfluss auf den Koffeingehalt:
Kaffeeportionen in Cafés: Ein „kleiner“ Kaffee in vielen Caféketten umfasst meist 355 ml (12 oz) - deutlich mehr als die standardmäßigen 240 ml (8 oz). Ein „großer“ Kaffee kann 590 ml (20 oz) oder mehr enthalten - was den Koffeingehalt im Vergleich zu Standardwerten mehr als verdoppelt.
Teetassen: Obwohl viele Teebeutel für 240 ml Wasser konzipiert sind, fassen viele Tassen oder Becher 300-350 ml. Wird dabei dieselbe Menge Tee verwendet, erhöht sich die Koffeinaufnahme entsprechend.
Ein großer 470-ml-Kaffee enthält somit deutlich mehr Koffein als mehrere Tassen Tee - unabhängig davon, wie stark der Tee gebrüht wurde. Umgekehrt kann ein kleiner 120-ml-Kaffee weniger Koffein enthalten als eine große, stark aufgebrühte 350-ml-Tasse Schwarztee.

Wie sich Koffein unterschiedlich anfühlt: Kaffee vs. Tee
Obwohl Kaffee und Tee vergleichbare Mengen Koffein enthalten können, wirken sie im Körper auf unterschiedliche Weise. Viele Menschen berichten, dass Kaffee ihnen einen schnellen Energieschub verleiht, gefolgt von Unruhe oder Nervosität. Tee hingegen sorgt häufig für eine sanfte, aber länger anhaltende Wachheit. Diese Unterschiede lassen sich wissenschaftlich erklären.
L-Theanin - Der beruhigende Partner im Tee
L-Theanin ist eine natürliche Aminosäure, die in Teepflanzen vorkommt. Sie fördert Entspannung, ohne müde zu machen - ein Effekt, den Kaffee nicht bieten kann. In Kombination mit Koffein unterstützt L-Theanin die Konzentrationsfähigkeit, ohne die mitunter nervöse Wirkung von reinem Koffein hervorzurufen. Grüner Tee enthält meist ausreichend L-Theanin, um den Koffeineffekt spürbar abzumildern.
Unterschiedliche Aufnahmegeschwindigkeit
Kaffee und Tee führen dem Körper Koffein in unterschiedlichem Tempo zu:
- Kaffee: Das Koffein gelangt rasch ins Blut - oft innerhalb von 15 bis 45 Minuten. Dies erklärt den schnellen Energieschub.
- Tee: Die Koffeinfreisetzung erfolgt langsamer, da pflanzliche Bindungen im Tee die Aufnahme verzögern. Die Wirkung ist dadurch sanfter und hält in der Regel 4 bis 6 Stunden an - im Vergleich zu den 2 bis 3 Stunden bei Kaffee.
Warum Kaffee nervös machen kann
Viele Personen, die auf Kaffee mit Nervosität oder Herzrasen reagieren, vertragen Tee problemlos - selbst bei ähnlichem Koffeingehalt:
- Kaffee: Koffein kann den Cortisolspiegel (ein Stresshormon) um etwa 30 % erhöhen, was das Gefühl von innerer Unruhe begünstigen kann.
- Tee: Enthält L-Theanin, das im Gehirn Stresssignale hemmt und die anregende Wirkung des Koffeins ausbalanciert.
Gerade für Menschen mit Koffeinempfindlichkeit ist dieser Unterschied entscheidend: Dieselbe Menge Koffein, die in Kaffee zu Unwohlsein führt, kann in Tee besser vertragen werden - dank der ausgleichenden Inhaltsstoffe.
Praxisratgeber: Wann sollten Sie Kaffee oder Tee wählen?
Nun, da Sie wissen, wie unterschiedlich Koffein in Kaffee und Tee wirkt, finden Sie hier eine Orientierungshilfe, welche Wahl sich in welcher Situation besser eignet.
Wann Kaffee die bessere Wahl ist
Für einen schnellen Energieschub:
Kaffee eignet sich hervorragend, wenn Sie schnell wach werden müssen - z. B. an verschlafenen Morgen, vor wichtigen Besprechungen oder bei unerwarteter Müdigkeit am Nachmittag. Viele Menschen trinken auch vor dem Sport eine Tasse Kaffee, um kurzfristig die Leistung zu steigern.
Für maximale Koffeinwirkung:
Wenn Sie mit nur einer Tasse die größtmögliche Wirkung erzielen möchten, ist Kaffee das Mittel der Wahl. Ideal, wenn Sie wenig Zeit haben, körperlich gefordert sind oder unter Zeitdruck konzentriert arbeiten müssen.
Wann Tee die bessere Wahl ist
Für langanhaltende geistige Konzentration:
Tee unterstützt Ihre Konzentrationsfähigkeit über einen längeren Zeitraum - ohne den plötzlichen Leistungsabfall, wie er nach dem Kaffeekonsum auftreten kann. Besonders bei ausgedehnten Lerneinheiten, kreativer Arbeit oder produktiven Nachmittagen, die Ihren Schlaf nicht stören sollen, ist Tee eine ausgezeichnete Wahl. Das enthaltene L-Theanin sorgt dafür, dass Sie wach und konzentriert bleiben, dabei aber ruhig und ausgeglichen.
Für koffeinempfindliche Personen:
Sollte Kaffee bei Ihnen Nervosität oder Magenbeschwerden verursachen, empfiehlt sich Tee als milderes Getränk. Besonders Menschen mit Sodbrennen oder empfindlichem Magen vertragen Tee in der Regel besser. Er liefert eine sanfte Anregung - ohne die Unruhe oder das Herzklopfen, das Kaffee bei empfindlichen Personen auslösen kann.
So können Sie den Koffeingehalt individuell anpassen
Für stärkeren Kaffee: Verwenden Sie Robusta-Bohnen, mahlen Sie das Kaffeepulver feiner und verlängern Sie die Brühzeit.
Für stärkeren Tee: Wählen Sie Schwarztee, lassen Sie den Tee 4-5 Minuten ziehen und verwenden Sie heißeres Wasser.
Für milderen Kaffee: Greifen Sie zu dunkleren Röstungen (diese enthalten tendenziell etwas weniger Koffein), mischen Sie mit entkoffeiniertem Kaffee und probieren Sie Cold Brew, der meist sanfter wirkt.
Für milderen Tee: verwenden Sie grünen oder weißen Tee und ziehen Sie ihn bei niedriger Temperatur (ca. 70 °C) für nur 1-2 Minuten
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Koffein. Beobachten Sie deshalb, wie sich Kaffee und Tee auf Ihre Energie, Stimmung und Ihren Schlaf auswirken.
Wählen Sie das richtige Getränk für Ihre Bedürfnisse!
Zwar enthält Kaffee im Durchschnitt mehr Koffein als Tee, doch viele Faktoren können dieses Verhältnis verändern. Wenn Sie einen schnellen Energieschub benötigen, ist Kaffee ideal. Wenn Sie hingegen eine ruhige, anhaltende Konzentration bevorzugen - mit geringerer Belastung für Magen und Nerven - , ist Tee die bessere Wahl. Durch bewusste Anpassung der Zubereitung lassen sich bei beiden Getränken Koffeinmenge und Wirkung individuell steuern.
Hinterlasse einen Kommentar
Diese Website ist durch hCaptcha geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von hCaptcha.